Nachdenklich im Zolli

Der Basler Zoo, im Volksmund liebevoll „Zolli“ genannt, feierte dieses Jahr das 150-jährige Jubiläum. Mit der Eröffnung im Jahre 1874 war der Zolli der erste zoologische Garten der Schweiz.

Für mich stellt sich jedes Mal die Frage, möchte ich das Konstrukt Zoo unterstützen und mir eingesperrte Tiere anschauen? Ist es heutzutage noch moralisch vertretbar Zoos zu besuchen? In diesem kurzen Beitrag möchte ich dir nicht nur den Zoo in Basel vorstellen, sondern auch versuchen Antworten auf diese Fragen zu finden.

PRO: Der Zoo Basel ist eine grüne Oase inmitten von Basel. Ein tolles Ausflugsziel, besonders mit Kindern. Doch auch wir Erwachsene lassen uns von außergewöhnlichen Tieren gerne begeistern. Sie so nah zu sehen ruft in mir das Gefühl von Erstaunen und Bewunderung aus. Auf dieser Erde leben so wunderschöne und bunte Geschöpfe und ich darf sie im Zoo so nah erleben. Einfach WOW! Als wir bei den Elefanten oder den Nashörnern waren, bin ich gedanklich stehen geblieben und habe die Tiere einfach nur bestaunen wollen. Sie sehen so unecht aus, wie aus einer anderen Welt.

CONTRA: Und vielleicht ist es genau das, was uns so fasziniert. Sie gehören nicht dorthin. Vor allem bei den Giraffen fühlte ich einen Herzschmerz. Als sie hinten in den Käfigen waren, wurde ganz deutlich: Sie sind eingesperrt und haben wenig Platz. Wenn sich die Tiere im Außengehege bewegen, wirkt das etwas anders. Doch so oder so, sie befinden sich in Gefangenschaft. Wie viele Zoos, schreibt sich auch der Zoo Basel artgerechte Haltung auf die Fahne. Doch was ist artgerecht? Für mich wäre artgerecht die Freiheit.

Wozu ein Zoo?

Ich bin als Kind sehr gerne in Zoos gewesen und bin mit diesem Konstrukt aufgewachsen. Wir schauen uns Tiere in Käfigen an und bestaunen sie. So lernen wir vielleicht mehr über sie. Ist das wirklich so? Lerne ich etwas im Zoo über diese wilden Tiere? Elefanten z.B. sind in Freiheit dauerhaft auf Wanderschaft. Sie merken sich ihre komplexen Wanderrouten, sind untereinander sehr kommunikativ und sozial und können kilometerweit Wasser oder Nahrung erschnuppern. Was ich im Zoo sehe ist ein Elefant, der nur wenige Quadratmeter zum Bewandern hat. Das was auf den Info-Schildern im Zoo steht, kann ich also auch im Internet nachlesen. Wozu dann ein Zoo?

Naja, ein wenig Artenschutz wird betrieben, ja. Doch rechtfertigt das unseren Besuch? Ich habe mich bei unserem Ausflug im Zoo wohl gefühlt, wir haben den Tag voll und ganz genossen. Erst bei den Giraffen, als ich ihre großen Augen hinter den Gitterstäben sah, wurde ich nachdenklich und traurig.

Meine Gedankenwelt ist etwas ausgeartet. Dieser Beitrag sollte eigentlich anders aussehen. Doch während des Schreibens fand ich eine Antwort für mich, die ich so nicht haben wollte. Aber geht es uns nicht allen so? Wir Menschen sind die Meister im Verdrängen und Wegsehen. Wir rechtfertigen so viele Taten, von denen wir insgeheim wissen, dass sie falsch sind. Gehören Zoobesuche auch dazu?

Mein Fazit zum Zoo Besuch

So viele Fragen und so wenige Antworten. Für mich ist der Zolli in Basel, wenn ich meine Bedenken zu der Haltung der Tiere ausblende, ein wunderschöner Ort. Es gibt viele Tiere zu bestaunen, das Essensangebot ist gut und es ist eine grüne Oase inmitten einer Stadt. Zudem ist der Zoo Basel super zu erreichen, die Tram fährt alle paar Minuten. Im Basler Zoo kannst du also einen tollen Tag verbringen. Auf der einen Seite würde ich also sagen: Es lohnt sich! Mathilda hatte viel Spaß und war hoch auf begeistert von den vielen Tieren. Doch ich denke, dass wir künftig Tierparks mit heimischen Tieren, wie den Tierpark Lange Erlen bevorzugen werden und ich diese Art von Parks unterstützen möchte. Orte, an denen wilde Tiere, wie Orcas, Elefanten oder Löwen, gehalten werden, werde ich so gut es geht meiden. Sicher ist jedoch, dass ich nicht das letzte Mal in einem Zoo gewesen bin. Es gibt eben auch einige Gründe, die für einen Zoobesuch sprechen, auch wenn es in diesem Beitrag viel mehr um die andere Seite ging.

Ich hoffe, dass dir der Beitrag (meiner betrüblichen Überlegungen zum Trotz) gefallen hat und dich sogar etwas zum Nachdenken bringen konnte. Das Schreiben darüber hat mich auf jeden Fall dazu bewegt etwas umzudenken. Fragt sich nur wie lange das andauert. Du weißt schon, Meister der Verdrängung 😉

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2 Comments

  1. Kasia

    toller Beitrag !
    Ich denke das Thema sehen viele so.. Nur leider ist es tatsächlich häufig so wie du es perfekt beschrieben hast “ wir sind Meister des Verdrängens“ … hm

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