Die Basler Fastnacht

An drei Tagen im Jahr verwandelt sich Basel in eine feierwütige Stadt. Es sind die drey scheenschte Dääg (= die drei schönsten Tage). Ich spreche hier von der Basler Fastnacht und auch dem größten Karneval der Schweiz. In der gesamten Stadt sind maskierte Cliquen und Gässle (=eine Gruppe an Menschen/Formationen) unterwegs und machen Musik. An jeder Ecke liegen Räppli (=Konfetti) in unterschiedlichen Farben. Die Fastnacht in Basel ist musikalisch, kreativ, politisch und einzigartig. Mit ihrer Einzigartigkeit gehört die Basler Fastnacht sogar zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.

Anfang und Ende der Fastnacht

Die Fastnacht startet am Montag nach Aschermittwoch mit dem Morgestraich (=Morgenstreich). Um 4:00 Uhr morgens wird es in der Stadt ganz düster. Nur die handbemalten Laternen der verkleideten Fastnächtler beleuchten die Straßen. Ich schlummerte zu dieser Zeit noch tief und fest in meinem Bettchen, als der Glockenschlag der Martingskirche zum Startschuss ertönte. Doch vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr für das besondere Fastnachtserlebnis meinen wertvollen Schlaf früher zu unterbrechen. Am Donnerstag um Punkt 4:00 Uhr geht die Fastnachtszeit mit dem Ändstraich (=Endstreich) zu Ende. Zwischen Anfang und Ende der Basler Fastnacht liegt die Zeit des Feierns. 

Cortège - der Karnevalsumzug

Der Karnevalsumzug, hier in Basel „Cortège“ genannt, ist etwas anders als ich es aus dem Ruhrgebiet oder dem Rheinland in Deutschland kenne. Die Fastnächtler verkleiden sich und tragen aufwendig bemalte Masken, in Basel „Larven“ genannt. Außer ein paar keinen Kindern, sind alle anderen außenstehenden Menschen, die sich das Spektakel anschauen, bewusst nicht verkleidet. Auch kleine Bemalungen im Gesicht werden hier nicht gerne gesehen. Deshalb fuhr ich ganz unverkleidet und unbemalt um 14 Uhr mit meinem Velo in die Innenstadt. Ich entschied mich den Cortège an der Mittleren Brücke anzuschauen. Die Straße wurde für den Umzug gesperrt. Die Zuschauer versammelten sich rechts und links an den Seiten und eine Menschenreihe bildete sich in der Mitte der Brücke. Der Umzug ging in beide Richtungen. Von Kleinbasel und von Großbasel kamen die Wagen und die Fastnachts-Gruppierungen, sodass es viel zu sehen gab.

Wieso ich mit Räppli "gestopft" wurde

Da ich keine Plakette hatte, wurde ich ordentlich mit Räppli „gestopft“. Dieser Satz verwirrt dich? Lass es mich erklären: Die Plaketten sind Fastnachts-Broschen, die jedes Jahr ein anderes Motiv haben. Es gibt sie in Kupfer, Silber und Gold.  Mit dem Kauf einer Plakette unterstützt man die Cliquen (=Fastnachts-Gruppierungen) und mein Arbeitskollege sagte mir, dass eine Plakette das Eintrittsticket für die Basler Fastnacht sei. Die Plaketten kann man auf dem Marktplatz, dem Claraplatz, in verschiedenen Kiosken, am Dienstag während der Laternenausstellung auf dem Münsterplatz oder natürlich bei den Cliquen selbst erwerben. Die Kupfer-Plakette kostet 10 CHF, die silberne 20 CHF und die goldene 50 CHF. Ich hatte mir keine gekauft und wurde deshalb ordentlich mit Konfetti beworfen „gestopft“. Logisch, ich hatte ja keine Eintrittskarte, hehe.

Räppli, Gemüse und viele Blumen

Neben dem Räppli warfen die Fastnächtler mit allerlei Gemüse und Obst. Ich musste aufpassen, dass ich nicht eine Kartoffel oder Orange an den Kopf bekomme. Auch Lauch oder Bananen wurden gereicht. Sie verteilten Haufenweise Blumen. Wunderschöne Rosen oder Tulpen. Und so schöne gelbe Blumen, die ich nicht kannte. Besonders begeistert haben mich die bunten Kostüme und Larven, die zu dem meist politischen Thema der Clique passten. Auch die ausgelassene Stimmung auf der Straße und die Musiker, die mit ihren Blas- und Schlaginstrumenten Vollgas gaben, waren fantastisch! Bevor ich mit ein paar Rosen, einer Orange und einer Zwiebel zufrieden nach Hause fuhr, holte ich mir noch eine Fastenwähe. Das ist ein Schweizer Gebäck mit Kümmel oben drauf. Ganz typisch für die Basler Fastnacht.

Die Basler Fastnacht kulinarisch betrachtet

Die Basler Fastnacht hat auch kulinarisch etwas zu bieten. Eine traditionelle Basler Mehlsuppe musst du probiert haben. Da es ursprünglich ein Gericht für arme Leute war, ist die Suppe mit nur wenigen Zutaten gekocht. Und ja, Mehlsuppe klingt nicht gerade nach einem Michelin-Stern, doch ich habe gestaunt. In der hauswirtschaftlichen Unterrichtsstunde haben wir zusammen mit den Jugendlichen eine klassische Basler Mehlsuppe gekocht und auch ein paar leckere Fastenwähe gebacken.

Eine weitere Fastnachtsspezialität ist der Fastnachtchüechli, den man im „coop“ während der Fastnachtszeit kaufen kann. Auch Käse- und Zwiebewähe sind herzhaft lecker und werden zu dieser Zeit überall angeboten.

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