Skifahren in Graubünden

Viele starten mit guten Vorsätzen oder ganz persönlichen Zielen ins neue Jahr. Wie wäre es mit dem Vorsatz sich seinen Ängsten zu stellen? Das tat ich und stand nach einer vierjährigen Pause wieder auf den Skiern. Naja, wenn man Langlaufskier nicht dazuzählt. Denn Langlaufen probierte ich in der Zwischenzeit aus. 

Nach meinem Kreuzbandriss hatte ich große Angst Ski zu fahren. Alleine bei dem Gedanken wieder die Skier anzuziehen, bekam ich schwitzende Hände. Somit war es anfangs nicht so romantisch und locker, wie es vielleicht auf den Bildern aussieht. Es war eine große Überwindung und auch ein Kampf! Deshalb erzähle ich dir nicht nur darüber wie unser Ski-Urlaub in der Schweiz aussah, sondern auch wie ich meiner Angst begegnet bin und wie ich begann sie zu akzeptieren.

Wir verbrachten die vier Nächte in dem wunderschönen Hotel „Dieschen“ im Kanton Graubünden in der Lenzerheide. Dort waren wir bereits im Sommer auf Wanderschaft und stellten fest, dass der Lift unmittelbar am Hotel liegt. Wie praktisch, dachten wir nur. Also zögert Marc nicht lange und reservierte die Zimmer für den Winter. Ein Zimmer für uns, eins für die Schwiegermama. Sie hatte glücklicherweise Zeit und Lust sich um Mathilda zu kümmern, während wir die Pisten unsicher machten.

Nicht nur der Skilift war direkt am Hotel, auch die Skipiste verlief unmittelbar am Hotel entlang. Besser geht es nicht! So konnten wir ohne großes Busgefahre unsere Skitour am Hotel starten und beenden. Wir buchten unseren Aufenthalt mit Halbpension. Es gab ein Frühstücksbuffet und ein 4 Gang Abendessen (Suppe, Salatbuffet, Hauptgang und Nachtisch). Mega lecker alles, doch für Vegetarier könnten sie es etwas kreativer werden.

Die magische Schneelandschaft

Und so sah das Ganze aus. Eine magische Schneelandschaft, Sonnenschein und wenig bis mittel befahrene Pisten. In Sölden vor einigen Jahren war es deutlich voller. Das ist eines der Vorteile, wenn man in der Schweiz Urlaub macht, es ist nicht überlaufen. 

Der erste Skitag

Erster Tag. Seit dem Aufwachen wuchs meine Sorge, dass wieder etwas passieren könnte, sobald ich die Skier anziehe. Ich wusste nicht mal, ob ich noch weiß wie man Ski fährt. Meine Gedanken kreisten um meine Angst. Beim Ausleihen versuchte ich ganz locker und zuversichtlich zu wirken. Die Angst saß aber beim Anziehen der Skischuhe ganz dicht neben mir. Dann war es soweit, ich wartete auf die Person, die mir Hoffnung geben sollte. 

Ich buchte im Vorfeld einen zweistündigen Wiedereinstiegskurs mit einem Skilehrer. In dem Fall war es eine Lehrerin. 18. Jahre alt. Danke, dachte ich nur. Ich will Sicherheit gewinnen, nicht noch mehr verlieren. Und tatsächlich, die junge Lehrerin war nett, doch selbst total verunsichert wie sie mich sicher den Berg runterbringen sollte. Ihr zweiter Satz, nachdem ich ihr mein Anliegen schilderte, war der Folgende: „Ou, darauf war ich nicht vorbereitet“. Sie erklärte mir, dass sie für einen Kollegen eingesprungen sei und sie die Info hätte, dass ich fortgeschrittenes Niveau fahren würde.

Naja, das war wohl eine Falschinformation. Ich wusste nicht mal, ob ich überhaupt noch fähig war auf Skiern vernünftig zu stehen.

Wir fuhren mit dem Schlepplift hoch. Das ist auch so eine Sache, es gibt noch sehr viele Schlepplifte in der Gegend. Super gefährliche Sache, wie ich finde! Marc und ich sind auch bei unserem Aufenthalt aus einem Schlepplift rausgeflogen, weil sich unsere Skier ineinander verhackt haben. Das war ein riesen Schreck. Naja, aber jetzt mal zurück zum Eigentlichen. Der Idiotenhügel wartete auf mich. Dort fuhren vor allem Fahrschulen und Eltern mit ihren jüngsten Kindern herunter. Und dann war da noch meine Wenigkeit. Meine Lehrerin (Maja) wirkte etwas angespannt und zeigte mir den Pflug. Eine Skitechnik bei der man die Skispitzen vorne zusammenbringt und die hinteren Enden der Skier nach außen zeigen. Wir fuhren also im Pflug im Schneckentempo runter. Puh, das kostete jede Menge Schweißperlen. Das zweite Mal ging es schon besser. Das dritte Mal wurde die Angst etwas leiser. Beim vierten Mal dachte ich nur: „Wir können jetzt einen Schritt weiter gehen“. Doch Maja hatte einen anderen Plan. Sie wollte mit mir den ganzen Tag im Pflug fahren 😀 Ich erklärte ihr was mein Ziel sei (angstfrei „normal“ Ski zu fahren). Sie ging glücklicherweise meinen Plan mit. Und plötzlich, nach einer Stunde Üben, traute ich mich etwas schneller zu fahren. Das Tempo sorgte automatisch dafür, dass ich im Schwung fahren konnte. Am Ende der zwei Stunden war ich überglücklich. Meine Angst fuhr zwar immer noch ganz präsent mit, doch sie war nicht mehr so laut und ich gewann mehr und mehr an Sicherheit. Nach dem Skikurs fuhr ich noch mit Marc ein paar blaue Pisten hinunter. Wow, das war ein super Start!

Der zweite Skitag

Zweiter Tag. Das reichhaltige Frühstücksbuffet hat uns gut in den Tag starten lassen. Dann ging es direkt auf die Piste. Und wieder dieser Gedanke: „Hoffentlich geht auch heute alles gut“. Es hat die Nacht geschneit, die Bäume waren mit einer weißen Staubschicht bedeckt, die Skipisten gut präpariert. Wir hatten sehr viel Spaß. Ich nutze immer wieder den Pflug, wenn ich unsicher wurde. Übte aber weiter den Schwung. Meine Gedanken-Mantra: „Du kannst das. Du KANNST das“ 😀 Und das half mir tatsächlich. 

Doch dann fuhren wir eine steile Piste herunter. Der Schnee war aufgewühlt und es war für mich herausfordernd die Kurven zu nehmen und sauber zu fahren. Dann stürzte ich. Mein Herz fing an zu rasen, meine Beine zitterten und ich war wie erstarrt. An Weiterfahren war nicht mehr zu denken. Es ging nicht. Vor allem, weil ich beim Stehen vor lauter Zittern fast zusammenklappte. Das war eine Panikattacke und wer schon mal eine hatte, der weiß, dass es nicht so leicht ist sich von der vorherrschenden Angst (Panik) zu lösen. Immerhin hat es ja einen Zweck: Überleben. Marc wartete unten auf mich und beobachtete so um die 15 min mein Nichtstun. So muss es ausgesehen haben. Doch eigentlich versuchte ich mit meinem Atem für etwas mehr Ruhe zu sorgen. Wie beim Yoga eben. Ein- und Ausatmen. Irgendwie schaffte ich es nach unten zu rutschen. Unten angekommen war mein Puls schon deutlich normaler und ich schaffte es meine Angst davon zu überzeugen wieder etwas ruhiger zu werden. Bei der zweiten Panikattacke wusste ich schon besser damit umzugehen. An dieser Stelle danke ich Marc für seine Geduld 😀 Der Arme hat jedes Mal eine ganze Weile auf mich gewartet, mich motiviert und beruhigt. Doch auch dieser Tag war erfolgreich, wir sind beide unverletzt geblieben.

Der dritte und letzte Skitag

Dritter Tag: An unserem letzten Skitag hatte ich schon ein anderes (sicheres) Auftreten und fühle ganz gut. Wir sind früh aufgebrochen, um den Tag zu nutzen und die Tour am frühen Nachmittag beenden zu können, bevor es vereiste und unförmige Pisten gibt. Denn das ist wirklich gefährlich. Auf vereisten Strecken konnte ich kaum die Kontrolle halten, bremsen und der Pflug war fürn Arsc* (Kurze Erinnerung: Wenn ich mich unsicher fühle, dann nutze ich diese Technik). Meine Angst war ständig da, doch ich akzeptierte es schließlich. Am letzten Tag ging es nach Arosa. Die Sonne schien und wir fuhren eine blaue Piste nach der nächsten herunter. Es war sogar eine rote mal dabei. Diese war jedoch so breit, dass es für mich machbar war. Besonders breite Abschnitte genoss ich sehr. Da nahm ich auch gut Tempo an und ließ es passieren. Die Berglandschaft dort war beeindruckend! Das Skigebiet Arosa/ Lenzerheide haben etwas mehr als 200 Pisten-Kilometer. Wir konnten uns somit gut austoben. Zwei lange Essenspausen mit einer Graupensuppe oder einem Veggie Burger ließen wir uns nicht entgehen und genossen die Zweisamkeit. Schon komisch ohne Mathilda unterwegs zu sein. Und jedes Mal, wenn sie nicht da ist, vermissen wir sie ganz schrecklich und sprechen ziemlich oft über sie. 

Gegen 16 Uhr beschlossen wir Adiue zu sagen. Wir gaben unser ausgeliehendes Equipment wieder zurück und ließen den Abend mit dem köstlichen Menü und einer Runde „Black Dog“ (Spiel) ausklingen. Totmüde waren wir dann um 21:30 Uhr im Bett.

Am nächsten Tag machten wir noch nach dem Frühstück einen gemeinsamen Winterspaziergang und reisten dann ab.

Es war für mich ein extrem cooler Start ins neue Jahr und ich bin so dankbar und froh, dass wir es unbeschadet überstanden haben. Mathilda & Oma hatten auch jede Menge Spaß miteinander. Spaziergänge im Schnee, Mittagsschläfchen und Pommes mit Mayo waren die Highlights. Danke Gisela 🙂

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